2001 - Odyssee im Cyberspace: Wege und Irrwege der Informationstechnik
FIfF

Jahrestagung: Bremen, 28. - 30. September 2001


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 Diskussionspapier (FIfF Bremen)

Folgender Text zu den Terroranschlägen vom 11. September in den USA und den Folgen diente als Diskussionspapier innerhalb der FIfF-Regionalgruppe Bremen und in der Mitgliederversammlung des FIfF am 29.9.2001

 

Gegen die Ausübung von Terror
Solidarität mit den Opfern
Für die Verteidigung der Freiheit

Am 11. September entführten Terroristen in einer koordinierten Aktion vier Passagierflugzeuge und benutzten sie als furchtbare Bomben. Selbstmordkommandos steuerten die Linienmaschinen gezielt gegen die beiden Türme des World Trade Centers sowie gegen das Pentagon und lösten gewaltige Explosionen aus. Mehr als 6000 Menschen starben einen sinnlosen Tod.

Die jede Menschlichkeit verneinende und unvorstellbar erscheinende Tat wird seitdem in den Bildern aller Fernsehkanäle unablässig wiederholt. Unsagbare verdrängte Ängste holen die Sender auf diese Weise an die Oberfläche. Zuschauer glauben sich in einen Horrorfilm von Hollywood versetzt, sehen auf dem Schirm die dort vorgeprägten Phantasien. Jede Wiederholung erinnert daran, dass sie zur unausweichbaren Wirklichkeit geworden sind.

Dieser Anschlag auf der Höhe des Zeitalters der Information und der Globalisierung bleibt unbegreiflich; für uns sichtbar, wahrnehmbar und wirksam nur über Medien. Hochtechnologie, insbesondere die neuesten Informations- und Kommunikationstechniken, wurden zur Waffe gegen die Menschen gemacht.

Unheimlich an der Tat ist, dass zum einen deren Zielsetzung ­ außer der Verbreitung von Terror ­ kaum erkennbar ist, und dass zum anderen die unmittelbaren Täter nicht mehr greifbar sind. Sie haben den Terror, den sie verbreiten, auch gegen sich selbst gewandt und ihr Leben mit der Tat ausgelöscht. Kein Rechtstaat kann sie mehr bestrafen, sie haben sich schon selbst gerichtet.

Schnell wurde der Ruf laut, außer den unmittelbaren Tätern auch die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Das ist auch Ziel dieses Aufrufs. Kennzeichen von Zivilisation ist, dass es dabei nicht um Rache, sondern um Aufklärung und Prävention geht. Weil so viel unklar ist, muss dies auch ein Aufruf zur Besonnenheit sein. Wir müssen auf vielen unterschiedlichen Ebenen aktiv werden und ­ was vielleicht noch schwerer ist ­ Handlungen unterlassen, welche die Lage nur noch verschlimmern.

Als erstes gilt es, über Trauer und Anteilnahme hinaus Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen zu üben durch materielle Spenden oder ­ wem das möglich ist ­ durch Trost in Gesprächen und andere direkte Hilfe.

Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass die Verantwortlichen aus fundamentalistischen islamistischen Gruppen kommen. Bevor daraus Konsequenzen in Bestrafungsaktionen gezogen werden dürfen, müssen aus Verdachtsmomenten Beweise geworden sein. Gerade in Krisenzeiten muss das Rechtsprinzip gelten Bis zum Beweis des Gegenteils ist von Unschuld auszugehen, und es ist in alle Richtungen zu ermitteln.

Fatal wäre es, die Ereignisse von New York in ein Schema des „Kampfes der Kulturen“ einzuordnen. Bei gegenseitiger Achtung, Toleranz und Respektierung der Fremdheit der jeweils anderen Gruppe wenden wir, Christen, Atheisten und Moslems, in unserem Land uns gemeinsam gegen Fanatiker, die zum heiligen Krieg gegen die Ungläubigen aufrufen, aber auch gegen alle, die jetzt einen Kreuzzug der westlichen Zivilisation gegen die Barbaren propagieren. Wer in der aktuellen Situation vom Kampf des Guten gegen das Böse oder der Zivilisation gegen die Barbarei spricht, sucht nach falschen Sicherheiten, weil er zutiefst verunsichert ist. Solche Parolen zur Maxime von Handlung zu machen, wäre das Ende jeder offenen freiheitlichen Gesellschaft und setzte die universale Geltung der Menschenrechte aufs Spiel.

Viele Menschen verlangen angesichts der Anschläge nach mehr Sicherheit und Schutz. Das ist verständlich, und in der Tat muss über geeignete Maßnahmen nachgedacht und diskutiert werden, welche nach reiflicher Prüfung umzusetzen sind. Wenn die Freiheit angegriffen wird, Freiheitsrechte einzuschränken, ist aber völlig falsch. Insbesondere wendet sich das FIfF gegen die Forderungen des Innenministeriums nach neuen Überwachungsbefugnissen für Polizei- und Geheimdienste, sowie Einschränkungen des Datenschutzes und des Verbots von Verschlüsselung. Solche Verbote nützen nichts gegen professionelle Anschläge, sabotieren aber den Schutz unbescholtener Bürger und hebeln das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung aus.

Das FIfF warnt davor, mehr Sicherheit durch neue hochkomplizierte (Informations- und Kommunikations-)Technologien gewinnen zu wollen. Die Anschläge von New York und Washington führen im Gegenteil die Risiken komplexer Technik vor Augen. Sie zeigen, wie wichtig es ist, bei der Entwicklung neuer Technik mitzubedenken, dass sie auch gegen die Menschen gerichtet werden kann. Einen hundertprozentigen Schutz kann es nicht geben.

Das ist für Menschen schwer zu ertragen. Sie haben Angst. Wir müssen lernen, mit dieser Angst zu leben und Unsicherheit auszuhalten.

Die US-Regierung nimmt den Anschlag zum Anlass, den Krieg zu erklären, und offensichtlich will die Bundesregierung im Rahmen der NATO in diesen Krieg eintreten. Dabei ist weder klar definiert, gegen wen er eigentlich geführt werden soll, noch was seine Ziele sind. Wir sind davon überzeugt, dass dieser Krieg, sollte er stattfinden, die Gewaltspirale weiterdreht und nur weiteres Leid für unzählige Menschen bringen wird. Das FIfF fordert deshalb dazu auf, alles Menschenmögliche an Aktivitäten zu unternehmen, die Bundesregierung davon abzuhalten, unser Land unkalkulierbar in einen Krieg zu ziehen.

Bernd Robben


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Letzte Änderung:
13.10.01

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